„Nicht da ist man daheim, wo man seinen Wohnsitz hat, sondern da, wo man verstanden wird.“
Der Kopf nimmt ab, die Konflikte und Gefahren nehmen zu. Und manchmal findet sich die Butter im Kleiderschrank wieder oder die Zahnprothese wird zur Sandale gemacht
Und die Einsamkeit im Alter ist ein ganz sicherer Garant dafür, dass der Körper und der Geist schneller abbauen und die Wahrscheinlichkeit pflegebedürftig zu werden, stark steigt. Aber was tun, wenn die Kinder noch arbeiten, die Enkel studieren auswärts und das Ziel, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu wohnen, nicht mehr funktioniert? Oder andersherum: schon wieder ist ein Topf auf dem Ofen angekohlt, das nächtliche Rumwandern von der Mutti, bringt Sie regelmäßig um den Schlaf, die Stimmung ist angespannt, die Sorgen wachsen Ihnen über den Kopf und Sie stellen sich gerade die Frage: Wie lässt es sich mit gutem Gewissen organisieren, wenn die Betreuung und Pflege eines lieben Familienmitgliedes zu Hause nicht mehr möglich ist? Schnell fällt der Gedanke auf den Umzug in ein Pflegeheim. Doch die Unterbringung in einem Heim ist nicht für jeden pflegebedürftigen Menschen die beste Lösung und vor allem ist es nicht die Einzige. Eine besondere Wohnform für Menschen mit demenziellen Veränderungen ist die Wohngemeinschaft „Am Stadtpark“. Diese wurde 2008 gegründet und hat nun schon vielen Menschen ein liebevolles zu Hause gegeben. Wie in einer WG üblich, hat jede Bewohnerin/jeder Bewohner ein eigenes Zimmer und sie teilen sich einen großen Gemeinschaftswohnbereich mit einer offenen Küche und mehreren Bädern. Das Besondere an dieser Wohnform für pflegebedürftige Menschen ist, dass sie dort in ihrem zu Hause leben und mit ihren Angehörigen gemeinsam sämtliche Entscheidungen treffen, beispielsweise wer neu einziehen darf, welcher Pflegedienst vor Ort die Betreuung und Pflege übernimmt oder einfach, wann und wie lange die Angehörigen zu Besuch bleiben. „Es ist eine sogenannte Ambulante Pflegeleistung, die unser Team in der Demenz WG erbringt, d. h. wir arbeiten in dem zu Hause der Bewohner*innen“, erklärt Jana Marlow, Leiterin der Ambulanten Pflege des DRK Kreisverbands Forst Spree-Neiße e.V. . „In der WG können Menschen aller Pflegegrade versorgt werden, dass bedeutet auch, dass wir die Pflege in der letzten Lebensphase ebenso absichern, wie die Pflege körperlich fitter Bewohner*innen, die aber viel Anleitung und Struktur in ihrer Alltagsbewältigung benötigen, weil eben der Kopf abbaut. Es sind immer Pflegekräfte im Haus, auch eine Nachtbetreuung ist abgesichert. Engagierte Ehrenamtliche sorgen zusätzlich dafür, dass die Betreuung individuell und umfangreich gestaltet werden kann. “Wie bekommen Angehörige den Kontakt und können Berührungsängste abgebaut werden? „Bevor ein neuer Bewohner einzieht, nehmen wir uns viel Zeit: Interessierte Angehörige können gemeinsam mit ihren Lieben „schnuppern‘“ kommen. Wir beraten und unterstützen auch bei sämtlichen Anträgen. Eine Besonderheit: Mit dem Wohngruppenzuschlag von aktuell 214 Euro monatlich unterstützen die Pflegekassen diese Wohnform. Auch kann beim Landkreis ein Antrag auf ‚Hilfe zur Pflege‘ gestellt werden, wenn die eigenen finanziellen Mittel nicht reichen“, erklärt Jana Marlow. „Das größte Problem ist allerdings, dass häufig die Entscheidung des Umzugs erst recht spät getroffen wird, manchmal erst durch einen Aufenthalt im Krankenhaus oder wenn es zu Hause wirklich nicht mehr funktioniert, es bereits zu Vorfällen gekommen ist oder die Nerven einfach blank liegen. Wenn das Leben allein nicht mehr geht, empfiehlt es sich, Hilfsmöglichkeiten zu kennen und anzunehmen. Bereits eine unverbindliche Beratung rund um das Thema Demenz kann erste Ängste nehmen und Zuversicht geben. Häufig ist es so, dass durch den Umzug des demenziell veränderten aber geliebten Menschen wieder eine neue, häufig bessere Beziehung aufgebaut werden kann, da eben die Spannungen des Alltags vermieden werden. Die gemeinsame Zeit, die sie nach Ihren Wünschen gestalten, ist wertvoll und entspannter. Dazu sollte der Umzug natürlich auch gut vorbereitet sein und der Einzug möglichst gemeinsam und offen gestaltet werden. Jeder Mensch reagiert natürlich anders auf Veränderungen. Gerade Menschen mit Demenz sind größeren Unsicherheiten ausgesetzt. Vielleicht ist es auch empfehlenswert den Umzug nicht auf die lange Bank zu schieben, sondern vielmehr lange vorzubereiten, einfach darüber früh sprechen, ohne Druck.“, meinte Stephanie Arnold, Sozialarbeiterin im Kreisverband. Sie freut sich immer, wenn Menschen sich zum Thema Demenz beraten lassen. Neben den vielen Jahren Erfahrung rund um die Beratung, Arbeit mit Angehörigen und Bewohner*innen, gibt es weitere schöne Gründe für die Wohngemeinschaft „Am Stadtpark“: So drehen unsere Betreuungskräfte und Ehrenamtlichen unzählige Runden bei gesprächigen Spaziergängen im anliegenden Stadtpark, es wurde eine Kooperation mit der Kita „Friedrich Fröbel“ initiiert und es kommt regelmäßig ein warmherziger Besuchshund mit seinem Frauchen in die WG. Auch Musik hat einen ganz besonderen Stellenwert für Menschen mit Demenz und so kommt von Zeit zu Zeit ein DJ „nach Hause“ und erweckt stimmungsvoll Freude und Erinnerung an alte Zeiten.
Haben Sie Interesse an Beratung, Besichtigung, Kennenlernen oder sind auf der Suche nach neuen Wegen und Möglichkeiten: 03562 9596327